Tetiana Pastuschenko: Ukrainische Kriegsgefangene: der Rahmen der nationalsozialistischen und sowjetischen Politik und der Verlauf der Einzelschicksale
Datum: 12. Dezember 2024Zeit: 16:15 – 17:45Ort: Seminarraum, 1. Stock, Bismarckstraße 12, 91054 Erlangen + Zoom
Tetiana Pastuschenko: Ukrainische Kriegsgefangene: der Rahmen der nationalsozialistischen und sowjetischen Politik und der Verlauf der Einzelschicksale
Mehr als 5 Millionen Rotarmisten befanden sich in deutscher Gefangenschaft, von denen 57 % an Hunger, Erschöpfung und Krankheiten starben. Über 8 Millionen Ukrainer wurden während des Krieges zur Roten Armee eingezogen. Doch wie viele Ukrainer, oder besser gesagt, Einwohner der Ukraine, erlitten das tragische Schicksal der Kriegsgefangenschaft? Dazu gibt es keine Angaben. Stattdessen ist für viele Menschen die Tragödie der sowjetischen Kriegsgefangenen in erster Linie eine Tragödie der russischen Soldaten. Diese Interpretation wird besonders deutlich, wenn man sich die Gedenkstättenkarte Europas ansieht. In Deutschland beispielsweise werden die Friedhöfe für gefallene Rotarmisten, Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene in Deutschland in der Regel als „Russenfriedhöfe“ bezeichnet. Trotz der offensichtlichen Anzahl ukrainischer Zeugen, die in Kriegsgefangenenlagern waren, gibt es nur sehr wenige Hinweise auf eine solche Kategorie von Gefangenen als „Ukrainer“ in NS-Dokumenten und darum in der wissenschaftlichen Literatur. In meinem Vortrag möchte ich das Problem der nationalen Identität der sowjetischen Kriegsgefangenen erörtern und Möglichkeiten aufzeigen, wie die Ukrainer, aber auch viele andere nationale und ethnische Gruppen, aus dem Schatten der russischen Erzählung über den Zweiten Weltkrieg heraustreten können.
Dr. Tetiana Pastushenko – wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Geschichte der Ukraine der Nationalen Akademie der Wissenschaften der Ukraine (Kyiv), Leiterin des Lehrlabors „Zentrum für Oral History“ Fakultät für Geschichte Nationale Taras-Schewtschenko-Universität Kiew. Seit September 2022 ist Vizepräsidentin der Internationale Mauthausen Committee. Seit Mai 2022 hat sie wissenschaftliche Stipendium von Vector Stiftung und Stipendium von Philipp Schwartz-Initiative bei Universität Heidelberg.
Forschungs- und Interessengebiete sind Oral History, Zwangsarbeit in NS-Deutschland, sowjetische Kriegsgefangene, Zivile Opfer in der Ukraine während des Zweiten Weltkriegs, Memory Studies.
Persönliche Seite auf der Website des Instituts für Geschichte der Ukraine, NAWU: http://resource.history.org.ua/person/0000547
Sprachen: Deutsch.
Oberseminar im Wintersemester 2024/25.
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